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Säuglinge und Kleinkinder im Sommer

Ein Gastbeitrag von Kinderkrankenschwester und Stillberaterin Andrea Böttcher

Zusätzliche Flüssigkeit?
Immer wieder entstehen große Unsicherheiten bei Eltern, wie man besonders sein Baby bei hohen Temperaturen unterstützen kann. Grundsätzlich lautet die Empfehlung: viel trinken. Aber was bietet man einem Säugling am besten an?
Ein Stillkind wird idealerweise einfach häufig gestillt. 8-12 Stilleinheiten in 24 Std. ist für die meisten Stillkinder, je nach Alter, Normalität. Im Sommer können es schnell auch mal 20 oder mehr kurze Stilleinheiten sein. Ein Säugling nutzt viele sehr kurze Stilleinheiten, um gegen den Durst zu trinken. Der Hunger wird dann, weniger am Tag, als in der Nacht gestillt. Hier gibt es dann längere und ausgiebigere Stillmahlzeiten.

Muttermilch besteht zu 87% aus Wasser und ist mit seinen weiteren Inhaltsstoffen als isotonische Lösung, ideal auf den Bedarf eines Kindes abgestimmt. Das gilt auch für ältere Stillkinder. Zu Beginn der Mahlzeit ist der Fettanteil etwas niedriger und wirkt so eher durstlöschend.

Ähnlich sieht es mit Pre-Nahrung aus. Wie beim Stillen kann Pre-Nahrung ganz nach Bedarf des Kindes gefüttert werden. Im Gegensatz zu Folgenahrungen kann man ein Kind mit Pre oder Muttermilch nicht überfüttern.
Bitte beachten Sie die Empfehlungen bzgl. der Trinkwasserqualität in Urlaubsländern. Gerade in warmen Urlaubsländern gilt meist die Empfehlung kein Leitungswasser zu trinken. Diese Empfehlung gilt auch für die Zubereitung der Flaschennahrung. Greifen Sie hier am besten auf Wasser aus dem Supermarkt zurück, dass möglichst wenig Mineralstoffe, wie Salz enthält.

Solange ein Kind also noch gestillt wird oder Pre Nahrung erhält, sollte dies vermehrt angeboten werden. Vom Zufüttern von Wasser, Tee oder anderen Getränken sollte man Abstand nehmen. Diese belasten den kindlichen Körper mit Flüssigkeit, ohne Nährstoffe zuzuführen. Das wirkt sich negativ auf die Nieren aus. Zudem kann es bei einem Stillkind zu einem veränderten Stillverhalten kommen, weniger Kalorien werden aufgenommen, was sich negativ auf die Gewichtsentwicklung sowie auf die Milchbildung der Mutter auswirkt. Auch das Risiko für einen Milchstau der Mutter steigt.

Solange ein Kind nicht drei Mahlzeiten komplett am Familientisch mitisst und somit entsprechende Stillmahlzeiten/Flaschenmahlzeiten wegfallen, ist keine zusätzliche Flüssigkeitsgabe erforderlich.

Kleidung und Sonnenschutz:
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt im Sommer: Bitte ein Verdeck für den Kinderwagen mit Sonnensegel nutzen. Kinderwagen sollten niemals verhängt werden, selbst Spucktücher sind nicht so luftdurchlässig wie sie aussehen. Es entsteht hier ein Hitzestau, der lebensgefährlich sein kann. Messungen zeigen, dass die Temperatur unter dem Verdeck selbst bei einem Spucktuch 7°C höher liegt, als bei Nutzung eines Sonnensegels.

Säuglinge und Kinder im ersten Lebensjahr gehören grundsätzlich in den Schatten. In der Zeit von etwa 11-16 Uhr sollten sie sogar in Innenräumen verbleiben. Je jünger das Baby ist, umso mehr Probleme hat es, seine Körpertemperatur zu regulieren. Da der Kopf die größte Oberfläche des kindlichen Körpers besitzt, kann auch darüber am besten die Temperatur reguliert werden.

Ein Sonnenhut oder Kopftuch ist dabei aber ein „Muss“ im Sommer. Babyhaut ist sehr anfällig für Sonnenbrand, denn der hauteigene Schutzfaktor ist kaum ausgebildet. Idealerweise werden helle, dünne und luftdurchlässige Stoffe gewählt: Naturfasern wie Baumwolle und Leinen unterstützen hier besser als Kunstfasern. Weite Kleidung mit langen Armen und Beine bieten zusätzlichen Sonnenschutz, denn Sonnencremes sollten im ersten Lebensjahr nur selten bis gar nicht zur Anwendung kommen. Hier sollte man sich individuell beraten lassen, die Apotheke ihres Vertrauens berät Sie hier sicher gerne. (Zudem gibt es auch als „babyfreundlich“ zertifizierte oder sogenannte Mutter-Kind Apotheken). Viele Cremes und Lotionen enthalten chemische UV-Filter, die von der Haut aufgenommen werden. Je jünger das Kind, umso schlechter kann es diese abbauen, daher sind Sonnenschutzmittel mit physikalischem Lichtschutzfaktor vorzuziehen.

Der Lichtschutzfaktor (LSF) sollte möglichst hoch sein, min. LSF 30, besser noch LSF 50 oder 50+. Zudem sollte der Sonnenschutz frei von Duftstoffen sein, da diese zu allergischen Reaktionen führen können. Da gerade Säuglinge aber sehr viel an Ihren Fingern lutschen, oft sabbern und sich dann Dinge in den Mund stecken gelangt auch immer wieder Sonnencreme in den Mundraum oder gar in die Augen – umso wichtiger ist hier eine gute Beratung und ein Produkt mit sicher geprüften und allergenarmen Inhaltsstoffen. Gerade aber in der Nähe von Gewässern oder in großer Höhe ist ein zusätzlicher UV-Schutz notwendig. Daher gilt: „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig!“

Auf einen Blick:
  • Stillen gemäß WHO Empfehlung: mindestens sechs Monat Vollstillen gefolgt von Beikost unter dem Schutz des Stillens, gerne bis ins zweite Lebensjahr und darüber hinaus, bringt große gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind
  • Stillen bzw. Pre-Nahrung ganz nach Bedarf des Kindes, auch bei hohen Temperaturen
  • zusätzliche Flüssigkeiten, wie Wasser, Tee etc. erst, wenn mindestens 3 Mahlzeiten durch Beikost ersetzt sind
  • helle, weite und lange Kleidung aus luftdurchlässigen Stoffen wählen
  • 11-16 Uhr: Aufenthalt in Innenräumen
  • ein Kind im 1. Lebensjahr gehört nicht in die Sonne
  • bei Bedarf zusätzlicher physikalischer UV-Schutz

Bei Fragen rund um Stillen, künstlicher Säuglingsnahrung und Beikost steht auch gerne die Stillambulanz im Marien Hospital Euskirchen mit ihren Beratungsangeboten für Eltern zur Verfügung (online, telefonisch oder in Präsenz). Ein Termin in der Stillambulanz kann gerne telefonisch vereinbart werden.

Neben der Stillambulanz bietet auch das Still-/Elterncafé, in der Elternschule des Marien Hospital Euskirchen, individuellen Austausch für Eltern, unter fachlicher Leitung einer IBCLC Stillberaterin. Das Still-/Elterncafé steht als Präsenz und Onlineveranstaltung zur Verfügung. Neben dem offenen Austausch bieten wir auch regelmäßig themenbezogene Beratung, wie z.B. Beikost, Baby- und Kinderschlaf, Erkältungszeit mit Stillkind etc., kostenfrei an.

Kontakt Stillambulanz Euskirchen:
Tel: 02251-90 1320

Infos und Anmeldung: Elternschule, Kreißsaalführung, Still-/Elterncafé)
Mail: Stillambulanz@marien-hospital.com

Informationen zu Stillthemen und Säuglingsernährung, auch über meinen InfoBlog:
www.Eifel-Stillberatung.de

Andrea Böttcher

Eifel Still- und Schlafberatung
Kinderkrankenschwester
Fachkraft für Stillförderung, Laktationsberaterin
Stillbeauftragte im Marien Hospital Euskirchen
Referentin für Stillen und Säuglingsernährung
Schlafberaterin 1001kindernacht®
Mitglied DEFAGOR

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